Dienstag, 29. Juli 2014


Fauler Zauber


Hokus Pokus Fidibus,

Schneckenschleim und Apfelmus!
Wenn die keine Hexe zaubert,
gleich der ganze Wald erschaudert.
Denn der Schreck sitzt ganz schön tief,
weil so macher Spruch schief lief.

Hokus Pokus Flitzebogen,
Rübenkraut und Wolkenwogen!
Häschen krabbelt in den Bau,
denn es ist doch ziemlich schlau.
Schnell schließt es die Türe zu,
dann hat es vor der Hexe Ruh'.

Hokus Pokus Hühnerei,
Krähenfuß und Linsenbrei!
Meister Fuchs kann es nicht glauben,
denn er frisst jetzt süße Trauben.
"Bringt mir bitte immer mehr
Obst und auch Gemüse her!"

Hokus Pokus Fliegenpilz,
Zwergenbart und Echsenmilz!
Lila Bäume singen Lieder,
rot gefärbt ist auch der Flieder.
Und der schicke Wiedehopf
trägt 'nen Turban auf dem Kopf.

Hokus Pokus Amselfeder,
Löwenzahn und Ziegenleder!
Zufrieden sieht die Hexe aus
und setzt sich vor ihr Hexenhaus.
Schon morgen will sie weiter hexen
mit Spucke und Kartoffelklecksen. 


Hexen Gif Datei


Freitag, 14. März 2014

Knöpfchen und Lieschen Müller

In den Morgenstunden liebte es Lieschen Müller, ausgestreckt vor ihrem Häuschen zu liegen und auf jedes Geräusch zu achten. Sie wartete sehnsüchtig auf das brummende Geknatter, das der Wecker auf Monas Nachttisch verursachte. Eigentlich spürte Lieschen ja genau, wann es soweit war. So ein Kribbeln in ihrem Bauch verriet ihr ganz sicher, wie das beste Uhrwerk der Welt, wann das Frühstück bereitet wurde. Trotzdem erhöhten sich das Kribbeln und die Vorfreude auf all die Leckereien, wenn sie schon rechtzeitig vor ihrem Häuschen lag.
Ganz anders sah Knöpfchen die Sache. Obwohl er beträchtlich mehr Bauchumfang als Lieschen Müller hatte, so war sein Holzhäuschen doch um einiges kleiner als das seiner Nachbarin. Er liebte es zu fressen und zu schlafen, aber da er wusste, dass der Futternapf immer genug Grünes und Saftiges bot und der Platz im Häuschen ihm durchaus reichte, zog er sich gerne zurück und dachte über all die großen und kleinen Dinge dieser Welt nach. Sein Temperament war eher bedächtig und sein Gemüt verträglich. Lieschen Müller dagegen besaß für seinen Geschmack fast schon ein bisschen zu viel Temperament. Sie war neugierig, putzte andauernd an ihrem Fell herum und scheuchte Knöpfchen ab und zu hektisch hin und her. Das gefiel ihm natürlich am allerwenigsten, denn eins stand fest: Knöpfchen liebte es sehr, sehr gemütlich!
Lieschen Müller und Knöpfchen lebten bei Mona. Diese hatte ein kleines Holzhäuschen am Rande der Stadt. Hinter dem Haus lag eine Wiese auf der wuchsen all die leckeren Pflanzen, die so viele Menschen als Unkraut bezeichneten.
Lieschen Müller sprang auf und rannte nervös hin und her.
„Frühstück“, rief sie. Ihre Stimme war hell und piepsig, und sie sprach natürlich so laut, dass Knöpfchen einen Schrecken bekam. Er hob seinen Kopf ruckartig hoch und knallte gegen den oberen Türrahmen seines Häuschens. Wie gesagt, sein Häuschen war ja nicht so groß.
„Dein Bauch passt nicht ins Haus!“, lästerte Lieschen Müller ab und zu. Anders sah die Sache mit ihrem Häuschen aus. Das war sehr groß. Aber als Knöpfchen einzog, lebte sie längst schon hier bei Mona und in ihrem Haus, und sie dachte nicht daran, ihre Wohnung zu tauschen.
„Ach, wie das duftet! Guten Morgen, Mona.“ Lieschen Müller stellte sich auf die kleinen Hinterbeine und streckte ihre Nase empor. „Ich rieche Löwenzahn und Spitzwegerich.“
„Aber, aber Fräulein Lieschen Müller“, brummte Knöpfchen, streckte sich und gähnte mit weit aufgerissenem Mäulchen. „Das klingt aber sehr gierig. Nicht gerade sehr damenhaft.“
„Damenhaft ist mir egal“, quiekte sie und schniefte laut. „Ich bin nämlich nicht nur eine Dame, ich bin auch ein Meerschweinchen! Grund genug, sich auf das Frühstück zu freuen.“
Nun war auch Knöpfchen aus seinem Häuschen gekommen und lief auf Lieschen Müller zu.
„Wie wahr, wie wahr! Ein Meerschweinchen bin ich auch, meine Gnädigste, und trotzdem mache ich nicht jeden Morgen so ein Theater!“
Lieschen Müller pfiff und quietschte in den höchsten Tönen der Empörung.
„Guten Morgen, meine Lieben, hoffe, ihr habt prima geschlafen.“ Monas Gesicht tauchte auf. Sie beugte sich über die beiden Meerschweinchen und streichelte ihnen einmal über den Kopf. Lieschen Müllers Kopf war schwarz, aber der restliche Körper war weiß. Knöpfchen hatte braunes Fell mit lustigen weißen Flecken auf dem Rücken. In wilden Büscheln stand das Fell vom Körper ab. Rosettenmeerschweinchen war die richtige Bezeichnung für diese Rasse. Lieschen Müller behauptete stets von Adel zu sein, aber Knöpfchen glaubte ihr das nicht so recht. Und selbst wenn, es hätte ja nichts geändert. Beide lebten wohl behütet und sehr zufrieden bei Mona, und heute gab es Löwenzahn und Spitzwegerich zum Frühstück.
Dann wurde es ganz still. Kein Quietschen und kein Schnattern waren mehr zu hören. Lieschen Müller saß ganz friedlich neben Knöpfchen und knabberte an einem Blatt. Knöpfchen lächelte zufrieden, dabei schmatzte er ein bisschen. Die Meerschweinchen steckten ihre Köpfe in einen Berg saftiger, grüner Leckereien. Die beiden waren sehr glücklich.


Mona ging aus dem Zimmer und schloss leise die Tür. 

Donnerstag, 19. Dezember 2013

Ein Teller Zimtsterne


Zwei Tage vor dem Weihnachtsfest tanzten die ersten Schneeflocken durch die Luft und legten sich auf die Straßen und Häuser der kleinen Stadt, in der Emma lebte.
Emma rannte vergnügt zum Fenster und sah hinaus. Die Laterne vor dem Haus, die Autos und jeder Stein sah aus, wie mit Puderzucker bestreut. Sogar die Menschen hatten weiße Häubchen auf ihren Köpfen.
Das war herrlich, fand Emma. Noch zwei Tage bis Weihnachten und schon jetzt sah alles festlich aus. Schnee gehörte für Emma einfach zum Heiligen Abend, genauso wie der Tannenbaum, das Krippenspiel und Plätzchen backen. In diesem Jahr schneite es kräftig, und immer dickere Flocken fielen vom Himmel herunter.
Emma war sehr glücklich!
Sie lehnte sich ans Fenster und beobachtete das Treiben auf der Straße. Dann blickte sie zum Haus gegenüber. Einige Fenster waren dunkel, in anderen blinkten bunte Lichter und einige waren einfach nur erleuchtet vom Schein der Zimmerlampen.
Ganz oben unter dem Dach wohnte Katja, Emmas beste Freundin. Die Fenster ihres Zimmers waren mit goldenen Papiersternen geschmückt. Die hatte sie in der Schule gebastelt. Emma hatte silberne Sterne gebastelt, die jetzt alle im Weihnachtsbaum hingen.
Das Fenster im zweiten Stock beobachtete Emma in der letzten Zeit oft. Dort wohnte der alte Herr Lehmann. Er saß abends immer im Dunkeln an seinem Fenster und sah hinaus. Emma hatte zwar das Gefühl, dass er sie bemerkt hatte, aber er sah nie zu ihr herüber. Als Frau Lehmann noch lebte, war alles ganz anders gewesen. Da hatte Herr Lehmann manchmal freundlich genickt oder kurz gewunken. Und zur Weihnachtszeit hatte sogar ein Stern im Fenster geblinkt. Im letzten Sommer war Frau Lehmann gestorben, und das Fenster blieb nun dunkel.
Emma war ein lustiges Mädchen, das gern laut lachte, aber wenn sie an Herrn Lehmann dachte, dann wurde sie doch traurig.
„Niemand sollte Weihnachten so alleine im Dunkeln an seinem Fenster sitzen“, sagte sie und ging zu ihrer Mutter in die Küche.
„Willst du mir helfen?“, fragte diese, aber sie sah sofort, dass ihre Tochter mit ihren Gedanken ganz weit weg war. „Australien oder Afrika? Woran denkst du gerade?“
Emma schmunzelte. Nein, an andere Kontinente hatte sie nicht gedacht. Ihr ging einfach der alte Herr Lehmann nicht aus dem Kopf.
„Ich hab’ mir was überlegt.“ Emma sah ihre Mutter mit großen Augen an und zog dabei eine Augenbraue hoch. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie eine gute Idee hatte oder nur wieder einen Flop landen würde. So nannte es jedenfalls ihre Freundin Katja immer, wenn irgendetwas völlig anders verlief als geplant.
„Erzähl’ schon. Worum geht es denn?“. Emmas Mutter war neugierig geworden. Sie setzte sich an den Küchentisch, auf dem sich schon Mehl, Zucker, Rosinen und andere Backzutaten häuften, und deutete auf einen weiteren Stuhl. Emma setzte sich. Erst druckste sie ein bisschen, aber dann erzählte sie von ihren Beobachtungen.
„Ja, das ist schon traurig, aber was kannst du tun?“, fragte die Mutter, und dabei ahnte sie schon, dass ihre Tochter längst einen Plan hatte.
   Am nächsten Tag wurden die letzten Weihnachtsvorbereitungen getroffen. Der Vater half bei den letzten Einkäufen, die Mutter verpackte noch die letzten Geschenke, und Emma bereitete einen leckeren Teig aus Vanille und Zimt zu. Am liebsten hatte sie nämlich Zimtsterne, und die wollte sie auch backen. Sie wirbelte zwischen Mehl und Puderzucker herum. Eier platschten in eine Schüssel, der Mixer heulte, dann wieder sang eine fröhliche Kinderstimme:
„Weihnachtszeit, schöne Zeit, bin schon für das Fest bereit“.
Am Abend blickte Emma stolz auf einen großen Teller voller Zimtsterne. Einen zweiten, kleinen Teller hatte sie daneben gestellt und ebenfalls reichlich Gebäck draufgelegt.
In dieser Nacht schlief sie tief und fest.
Gleich nach dem Wachwerden setzte sich Emma an ihren Schreibtisch, der gleich neben dem Fenster stand. Wenn sie den Kopf zur Seite beugte, konnte sie die Fenster des gegenüberliegenden Hauses sehen. Herr Lehmann war nicht da.
Bestimmt schläft er noch, dachte sich Emma und holte ihre Buntstifte aus der Schultasche hervor. Dann nahm sie ein weißes Blatt und begann zu malen. Schön bunt und fröhlich sollte das Bild werden, aber am meisten benutzte sie doch den goldenen Stift.
Sie malte einen Engel mit goldenen Haaren. Eine goldene Trompete war oben links in der Ecke. Goldene Sterne blinkten überall auf dem Bild. Nur unten rechts hatte sie eine rote Kerze gemalt.
Am Nachmittag als es langsam dunkel wurde, zog sich Emma ihre Stiefel und die dicke Jacke an.
„Es ist soweit, Mama, ich gehe jetzt!“, rief sie ihrer Mutter zu. Sie nahm den Teller mit den Zimtsternen, den die Mutter mit Weihnachtspapier umwickelt hatte. Das Bild mit dem Engel hatte sie gefaltet und in ihre Jackentasche gesteckt.
Sie ging hinunter auf die Straße. Der Schnee wirbelte wild, und eine dicke Flocke platschte auf ihre Nase. Emma ging weiter. Sie guckte nach links und rechts als sie die Straße überquerte, aber es war kein Auto unterwegs.
Die Leute feiern alle schon das Weihnachtsfest, dachte sie sich.
Dann stand sie vor dem Klingelschild vom Haus, in dem Katja und Herr Lehmann wohnte. Eigentlich wollte sie die Kekse einfach vor Herrn Lehmanns Tür legen. Sie sollten ja eine Überraschung sein. Aber nun musste sie wohl doch klingeln, um ins Haus zu kommen. Daran hatte sie nicht gedacht.
In diesem Moment sagte jemand:
„ Hallo, bist du die Katja?“
Emma fuhr herum und konnte es kaum glauben. Da stand tatsächlich der Weihnachtsmann vor ihr. Sie konnte gar nicht sprechen vor Aufregung, deshalb schüttelte sie nur den Kopf.
„Wie heißt du denn? Willst du ins Haus?“
Der Weihnachtsmann war aber sehr neugierig, fand Emma.
In diesem Augenblick hatte sie aber eine tolle Idee.
„Wenn du zu Katja gehst, würdest du mir dann einen Gefallen tun?“. Emma konnte wieder reden. So erzählte sie dem Weihnachtsmann von den Zimtsternen und von Herrn Lehmann.
„Die Zimtsterne sollen ein kleines Geschenk sein“, endete Emma.
Der Weihnachtsmann nickte, nahm den Teller und drückte auf den Klingelknopf. Der Summer ertönte, und die Tür sprang auf. Weihnachtsmänner müssen also auch klingeln, stellte sie überrascht fest.
Doch dann fiel ihr etwas Wichtiges ein.
„Halt!“, rief Emma und griff in ihre Jackentasche. „Hier, das gehört noch dazu.“
Sie reichte dem Weihnachtsmann ein zusammengefaltetes Stück Papier. Der Weihnachtsmann nickte, nahm das Papier und verschwand im Haus.
   Emma wartete in ihrem Zimmer darauf, dass die Mutter kam und sie ins Wohnzimmer holte. Dort wurde die Bescherung gefeiert. Alles war ganz ruhig und feierlich. Ganz leise hörte sie „Stille Nacht“ erklingen.
Emma ging noch mal ans Fenster. Sie war neugierig, aber sie hatte auch Angst, enttäuscht zu werden.
Sie wurde nicht enttäuscht. Am Fenster im zweiten Stock saß Herr Lehmann. Er hatte eine kleine, rote Kerze angezündet und blickte auf ein Stück Papier, das er in den Händen hielt. Ein warmes, glückliches Gefühl kribbelte in Emmas Bauch.
Ich werde ihn mal besuchen, überlegte sie.
In diesem Augenblick drehte Herr Lehmann seinen Kopf zu ihr herüber und lächelte. Dann griff er zum Teller, nahm einen Zimtstern und steckte ihn in seinen Mund.
Emmas Plan war geglückt. Sie erlebte ein wunderschönes Weihnachtsfest, und auch Herr Lehmann konnte wieder ein bisschen lächeln.
„Vielleicht will Herr Lehmann im nächsten Jahr mit uns feiern“, flüsterte sie der Mutter ins Ohr, während der Vater ganz laut „Oh, du fröhliche…“, sang.


„Ja, vielleicht will er das!“, lächelte die Mutter.

Donnerstag, 7. November 2013

Vogelduett


Herbie saß auf einem Ast der großen Birke und putzte sein Gefieder. Gestern war er in einen großen Regenschauer geraten, sodass es keinen trockenen Flecken mehr auf seinem Körper gegeben hatte. Heute war die Nässe zwar verschwunden, aber das wunderschöne braune Spatzenkleid musste wieder in Ordnung gebracht werden. Herbie trällerte ein Liedchen, während er sich hübsch machte.
„Tu nicht so", piepste eine feine Stimme, „du kannst ja nicht singen."
Eine Meise flog zu ihm herüber und setzte sich in einiger Entfernung auf den Birkenast. 
„Warum denn nicht?", fragte Herbie erstaunt. „Hast du denn keine Ohren mit denen du hören kannst? Ich singe doch die ganze Zeit. Wie kannst du da behaupten, ich könne nicht singen."  
Und Herbie holte tief Luft und trällerte von Neuen ein melodisches Spatzenlied an.
„Nein", empörte sich die kleine Meise und plusterte sich auf, „das ist doch kein Singen. Nur weil irgendwelche Töne aus deinem Schnabel kommen, heißt das noch lange nicht, dass du singen kannst."
Nun wurde Herbie doch ein bisschen böse. Er stemmte seine Flügel links und rechts in seine molligen Hüften und flötete mit süßer Stimme: „Na, dann lass mal hören, wie sich dein Gesang anhört."
Die Meise fühlte sich geschmeichelt. Nur zu gerne würde sie ihren lieblichen Gesang ertönen lassen und alle Menschen und Tiere, die sich in der Nähe der Birke aufhielten, sollten ihrem betörenden Liedchen zuhören. 
„Was ist jetzt?", nörgelte der Spatz, während er zwei Federn auf seiner Brust glatt strich.
„Hör gut zu", piepste die Meise aufgeregt und pfiff und zwitscherte aus voller Kehle ihr Lieblingslied.
Herbie schlug mit den Flügeln bevor er sie auf seine Ohren legte.
„Hör auf, hör bloß auf", stöhnte er, „das kann ich mir nicht anhören. Deine Töne klingeln ganz laut in meinem Kopf." 
Die kleine Meise guckte ganz erschrocken. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Jeden Tag lauschte sie den Gesängen der anderen Meisen und fand diese einfach wunderschön. 
„Wie kann das sein?", fragte sie verwundert. „Ich liebe die Töne der anderen Meisen.  Ich gerate nahezu ins Träumen, wenn Lutz, die Meise, die auf der Kastanie wohnt, sein Morgenlied anstimmt."
Herbie legte den Kopf ein bisschen schief. Das tat er immer, wenn er überlegte.
„Nun, wenn ich Minna, die hübsche Spätzin aus der Buchenhecke höre, geht es mir ebenso", stellte er schließlich fest. „Aber auch sonst mag ich die Melodien der Spatzen weit und breit."
„Mit den Meisen geht es mir ebenso", antwortete die Meise. 
Die beiden sahen sich an, und dann rückte Herbie näher an den kleinen Vogel mit dem blauen Köpfchen heran. 
„Wenn das so ist, dann können wir beide schön singen", stellte der Spatz schließlich fest. „Und Spaß macht es auch.“
„Piep, piep, ich heiße Piep", juchzte die Meise. „Wenn das so ist, dann singen wir mal zusammen."

Und so ertönte aus der großen Birke ein recht seltenes Duett.  Während Herbie die flottesten Spatzenschlager sang, flötete Piep eine melodische Meisenarie dazu.
Und plötzlich fanden die beiden die Lieder des anderen einfach nur wunderschön. 

Samstag, 19. Oktober 2013

Mathilde trifft Herrn Wassermann

Mathilde riss die Haustür auf und stürmte hinaus in den Garten.„Es regnet!“, rief die Mutter aus der Küche.„Aber das weiß ich doch“, juchzte Mathilde und hüpfte in eine große Wasserpfütze.  „Denkst du denn ich bin dumm?“Die Mutter beugte sich zum Fenster und sah Mathilde im gelben Regenmantel und den grünen Gummistiefeln über die Wiese laufen.„Nein, das bist du nicht“, murmelte sie leise vor sich hin.Mathilde trampelte und sprang auf der Wiese hin und her, und die Wassertropfen spritzten nach links und nach rechts. Das Mädchen lachte laut und nahm noch einmal Schwung, um mit beiden Füßen in einer Matschkuhle zu landen.„Aber, aber“, schimpfte da eine Stimme, „hat man denn nirgends seine Ruhe.“Mathilde staunte nicht schlecht, als sie ein kleines Gesicht mitten aus dem Matsch ansah.
„Wer bist du, und was machst du in meinem Garten?“, fragte sie.„Das ist ja wieder typisch“, entgegnete der kleine Kerl, der sich zu einer Gestalt aus Wasser und Erde formte und fast wie ein Gartenzwerg ohne Mütze aussah. „Nur weil du ein Mensch bist, denkst du, dass dir alles gehört. Aber weißt du was? Wir Wassertropfen sind frei!“Nun erkannte Mathilde, dass die Figur aus vielen Tropfen bestand. Sie alle glitzerten und hielten sich gegenseitig fest. An manchen Stellen klebte die Gartenerde, sodass sie dem Ganzen eine braune Farbe verlieh.
„Da hast du Recht“, antwortete Mathilde schnell, „der Regen fällt auch immer, obwohl Mama ihn am Liebsten abbestellen möchte.“„Ja, ja“, stöhnte da ein dicker Tropfen mitten auf der Nase der Wasserfigur, „wenn es heiß ist, dann dürfen wir die Blumen gießen, aber sonst wollen die meisten Menschen nicht nass werden.“„Ich schon, lieber Regentropfen“, rief Mathilde, „ich werde gerne nass. Ich laufe durch den Regen, hüpfe in die Pfützen und spiele mit den Tropfen, die auf meiner Mütze landen. Ich weiß,  dass es sehr, sehr wichtig ist, dass die Erde wird.“Mathilde streckte dem Tropfen ihren Zeigefinger entgegen. Er setzte sich darauf, und die anderen Tropfen und die Erde zerflossen wieder in der Matschkuhle.„Hast du auch einen Namen?“, fragte das Mädchen.„Nenn mich doch bitte Herr Wassermann“, antwortete der Tropfen etwas kleinlaut.Mathilde hob erstaunt die Augenbrauen.„Oh“, flüsterte sie. „Ist das nicht ein bisschen übertrieben?“Der Tropfen machte ein enttäuschtes Gesicht.
„Ist schon okay. Von mir aus heißt du Herr Wassermann, aber wenn du im Winter zu einer Schneeflocke geworden bist, dann werde ich dich Herr Schneemann nennen!“„Einverstanden“, blubberte Herr Wassermann, „aber jetzt lass uns erst mal in die große Wasserpfütze springen.“


Montag, 14. Oktober 2013

Eine Schnecke mit Haus und ein Bett für die Maus



An einem sonnigen Herbsttag entschloss sich die kleine Maus Flora, einen ausgiebigen Spaziergang zu machen, um nach einem kuscheligen  Bettchen für ihre Mausehöhle zu suchen. Der Winter stand fast vor der Tür, und da musste ihr Zuhause auf die kalten Tage und noch kälteren Nächte bestens vorbereitet sein. Sie griff nach ihrem rosa Lieblingsschal, zog die grünen Gummistiefel an und stapfte in den Herbstwald hinaus. Sie schnupperte an einer Buche, die nur noch ganz wenige gelbe Blätter an ihren Zweigen trug. Sie hüpfte über eine Wiese, die vom Tau ganz silbrig schimmerte.  Zum Glück hatte Flora ihre grünen Gummistiefel an, sonst hätte sie nasse Füße bekommen. Sie guckte nach links zum Holunderbusch und blickte nach rechts, wo Meister Lampe, das  Kaninchen, am feuchten Wiesengras knabberte.
Flora grüßte freundlich und fragte: „Meister Lampe, hast du vielleicht hier irgendwo ein kuscheliges Bett für meine Mausehöhle gesehen?“
Das Kaninchen schüttelte den Kopf, dabei flogen seine langen Ohren von einer Seite zur anderen, dann mümmelte es an einem dünnen Hölzchen.
Flora lief immer weiter, bis sie zu einem steinigen Weg kam. Sie war jetzt schon ziemlich weit weg von Zuhause und so entschied sie sich, wieder umzukehren. Da, genau in diesem Augenblick, bemerkte sie ein großes, rotes, wundervolles Ahornblatt. Es hatte genau die richtige Größe für Floras Schlafzimmer, die Farbe war einfach umwerfend und eine kleine Maus hatte Platz genug, um sich darin einzukuscheln.
„Perfekt“, jubelte Flora, stürzte sich auf den Blattstängel und zog ihn in Richtung Mausehöhle.
„Halt!“, tönte da eine verschlafene Stimme. Auf der Blattunterseite bewegte sich etwas. Flora staunte nicht schlecht, als sich eine winzige Schnecke, samt Häuschen, ihren Weg ans Tageslicht bahnte.
„Was machst du mit meiner Höhle?“, fragte die Schnecke.
„Pah“, tönte Flora, „was redest du da? Du hast ein eigenes Haus und gönnst mir meine Bettdecke nicht!“
„Also ich bin Fax. Ich habe ein Haus und trotzdem habe ich diese Höhle. Damit wir nicht nass werden, mein Haus und ich.“
„So ein Unfug“, schimpfte Flora und stemmte ihre kleinen Fäuste in die Seiten, „Häuser dürfen ruhig nass werden. Ich brauche das Blatt, damit es mich im Winter wärmt in meiner Mausehöhle.“
Fax legte die Stirn in Falten, das tat er immer, wenn er überlegte. Und er überlegte lange, sehr lange. Doch dann sagte er den entscheidenden Satz: „Ich war übrigens zuerst da.“
Da hatte er verflixt nochmal Recht. Flora wollte aber dieses tolle Blatt nicht wieder hergeben. Sie nörgelte ein bisschen, sagte fünfmal: „Bitte“ und dann drückte sie auch noch eine Träne aus dem linken Auge. Es half nichts! Fax wollte das Blatt für sich behalten. Doch plötzlich hatte Flora eine fantastische Idee.
„Was hältst du davon, wenn du den Winter über bei mir wohnst?“, flüstere sie.
„Was?“, fragte Fax energisch, obwohl er die Frage sehr gut verstanden hatte.
„Willst du mit deinem Haus zusammen mit mir den Winter in meiner Mausehöhle verbringen? Mit deinem Blatt natürlich.“
Fax stellte seine kleinen Fühler in die Höhe. Er antwortete nicht sofort, aber sein kleines Schneckenherz machte vor Freude einen Hüpfer. In einer warmen Höhle zu überwintern und in kalten, dunklen Nächten nicht allein zu sein, das war wie ein schöner Traum.
„Was ist nun? Entscheide dich, sonst suche ich weiter nach einem anderen Blatt“, drängelte Flora. Sie meinte das natürlich nicht ernst. Der Gedanke,  den Winter nicht alleine verbringen zu müssen, gefiel ihr nämlich sehr.
„Kannst du mich und das Blatt tragen?“, fragte Fax schließlich.
„Ja“, juchzte Flora, „ja! Ich trage dich und das Blatt und dein Häuschen.“
Die kleine Maus hüpfte aufgeregt hin und her, dann griff sie den Blattstängel und zog kräftig. Die grünen Gummistiefel stapften über die nasse Wiese.
„Wir gehen jetzt nach Hause und genießen die letzten Herbsttage. Später dann kuscheln wir uns ein“, trällerte Flora.
„Oh ja“, sagte Fax, „dann warten wir auf den Weihnachtsmann.“


So waren die Maus Flora und die Schnecke Fax sehr zufrieden und verbrachten eine tolle Zeit zusammen.

Freitag, 11. Oktober 2013

Willkommen bei HeppiBux im Geschichtenkarussell

Heppi und Bux sind Freunde. 
Gemeinsam verbringen sie viel Zeit miteinander und dann liest Bux, der Bär, seiner Freundin Heppi, dem Giraffenmädchen, aus dem 
"Buch der 1000 Geschichten" vor. 
Einige dieser Geschichten findet ihr hier auf diesem Blog.
Schaut ab und zu vorbei.
Vielleicht hat Bux schon wieder eine neue Geschichte aufgeblättert...